Tabuthema Blasenschwäche

Unwillkürlicher Urinverlust ist ein weit verbreitetes Problem, über das man nicht gerne spricht. Schätzungsweise 4 bis 6 Millionen Menschen sind in Deutschland davon betroffen; davon sind die überwiegende Mehrzahl Frauen.
Es gibt zwei große Gruppen von Störungen der Blasenfunktion, die sehr häufig auch kombiniert vorkommen:

  • Belastungsinkontinenz/Stressharninkontinenz (operabel)
  • Dranginkontinenz/Reizblase (nicht operabel)

Die Belastungsinkontinenz bzw. Stressharninkontinenz

bezeichnet den unwillkürlichen Urinverlust bei Husten/Niesen/Pressen/Hüpfen/Treppensteigen/Bergablaufen bzw. bei körperlicher Belastung. Ursache ist die Störung eines unterhalb der Harnröhre verlaufenden Bandes als Folge von Schwangerschaften, Geburten, Bindegewebsschwäche, Beckenbodenschwäche und Übergewicht. Intensives Beckenbodentraining kann in vielen Fällen zu einer Verbesserung führen.
Oftmals ist eine vollständige Heilung aber nur durch eine minimal-invasive Operationstechnik - die TVT-Bandeinlage (tension-free vaginal tape) - zu erreichen. Die TVT stellt heute den "Goldstandard" in der Behandlung der Belastungsinkontinenz dar. Bei der Einführung dieser Methode 1997 in Deutschland war ich einer der ersten Anwender und habe seither über eintausend Bandeinlagen durchgeführt.

Die Dranginkontinenz bzw. Reizblase/Urgency-Blase

ist durch plötzlich auftretenden, sehr starken, nicht beherrschbaren Harndrang mit anschließendem unwillkürlichen Harnabgang charakterisiert. Diese Form der Inkontinenz resultiert aus einer Überaktivität oder aus einer zu großen Empfindlichkeit der Harnblase. Ursache sind z.B. häufige Blaseninfektionen, Harnröhrenenge, Östrogenmangel, seltener aber auch Erkrankungen wie Parkinson, Multiple Sklerose, Alzheimer und Diabetes. Die Behandlung ist ausschließlich medikamentös, gegebenenfalls ergänzt durch Reizstromtherapie oder Autogenes Training. Auch eine örtliche Östrogentherapie in der Scheide kann Linderung bringen.